Qualitätssiegel für nachhaltiges Geldanlegen?

Nachhaltige Geldanlagen sind gut für das Gewissen, oft auch gut für den Geldbeutel. Das Angebot „grüner“ Finanzprodukte ist durchaus vielfältig, unter „Nachhaltigkeit“ lasse sich alles verkaufen, sagen Banker. Laut einer Umfrage der Verbraucherzentrale NRW boten Anfang 2014 68 Prozent der 340 befragten Kreditinstitute nachhaltige Geldanlagen an.

Doch das Angebot nimmt ab: 2012 waren es 72 Prozent aller Kreditinstitute, 2011 fast einhundert Prozent. Denn die Nachfrage ist rückläufig. Liegt das daran, dass das schlechte Gewissen kleiner wird und/oder die nachhaltigen Renditen abnehmen? Oder trifft es eher zu, dass angesichts des unüberblickbaren Angebots große Verunsicherung darüber herrscht, was „nachhaltig“ wirklich meint. „Gewinnmaximierung“ jedenfalls sollte es nicht sein.

Oft wird Etikettenschwindel betrieben: Da wird etwa ein „Nachhaltigkeitsfonds“ mit einem Solarpark angeboten, in dem aber auch Unternehmens-Aktien enthalten sind, die zu „maximal“ 5 Prozent in Atomkraftwerke investieren; in neun von zehn „Öko-Fonds“ finden sich – direkt oder versteckt – Rüstungsunternehmen. Vorrang – so scheint es – haben Unternehmen mit einer gut geschmierten Corporate-Social-Responsibility-(CSR-)Abteilung.

Zwar gibt es diverse Rating-Institute, Anlage-Checks und Qualitäts-Logos, die sichere, faire, ökologisch und (global) sozial vertretbare Geldanlagen versprechen; die Ergebnisse unterscheiden sich beliebig. Doch ein einheitliches, allseits anerkanntes Qualitätssiegel, auf das ein „Normal-Kunde“ sich verlassen könnte, existiert nicht. Auch UN PRI („Prinzipien für ein verantwortungsvolles Investment“ der Vereinten Nationen) oder ESG-Kriterien (Environment, Social, good Governance) helfen nicht weiter.

Höchste Zeit, ein glaubwürdiges Gütesiegel zu definieren, nach dem wenigstens Mindestkriterien nachhaltigen Investierens erfüllt sein müssen, um als „Nachhaltige Geldanlage“ anerkannt zu sein. Schon lange arbeiten Beteiligte verschiedenster Gruppen an solchen Kriterien, Vertreter aus Banken, Versicherungen, Vermögensverwaltungen, Ratingagenturen, Investmentgesellschaften, Kirchen, Nicht-Regierungsorganisationen: Erste Konzepte stehen. Jetzt hat  das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), der 2011 gegründete Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen,  eine Ausschreibung gestartet, um die Umsetzungsphase zu beginnen. Ziel ist, einen Zertifizierungs- und Überwachungsprozess zu organisieren und schließlich ein Gütesiegel zu verleihen.

Autor: Helmut Paschlau, Die Umwelt-Akademie e.V.

Am 15. Juli 2014 veranstaltet Die Umwelt-Akademie e.V. einen Vortragsabend zum Thema. Referentin ist Sabine Pex, Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. (FNG), Mitglied des Vorstands, Koordinatorin der Arbeitsgruppe Öko-Label

Anmeldung und Details beim Veranstalter unter Umwelt-Akademie e.V.